Workshop „Produktion einer Radiosendung“ an der Waldschule Bonn

20. bis 31. Oktober 2008

Aufbereitung: Wie macht man eine Radiosendung mit Grundschülern?

 

Thema

 

Thema des Workshops ist die Vorbereitung und Produktion einer kompletten, professionell gestalteten, somit real ausstrahlungsfähigen Radiosendung (Konzept, Moderation, Berichterstattung, Musik etc) zum Schwerpunkt "Lieblingsplätze in Bonn". Die Schüler gründen einen Radiosender, erstellen in Gruppen eine Sendung, in der sie über ihre jeweiligen öffentlichen Lieblingsorte berichten und komplettieren diese atmosfärischen Berichte mit selbst verfassten Musikstücken, die thematisch an den jeweiligen Ort angelehnt sind. Schwerpunkte des Workshops liegen auf journalistischen Techniken der Berichterstattung, musikalischer und textlicher Improvisation, elektronischer Klanggestaltung und dem Erfassen der notwendigen Vorgänge in sinnvoller Reihenfolge.

 

Vorbereitung

 

Intensive Vorgespräche mit der Schule (Rektorat / Lehrkörper) gehen dem Workshop voraus. Die Gespräche betreffen allgemeine Regeln und Arbeitsweisen der Schule und Möglichkeiten des Workshops, die Suche nach einer passenden Klasse und geeigneten Projekträumen, sowie die Gewährleistung eines fließenden und sinnvollen Austauschs mit dem Lehrkörper. Auf diese Weise entsteht ein individuelles Konzept für die Klasse aus vorhandenen oder noch zu bildenden Workshop-Bausteinen. Gleichzeitig laufen technisch-inhaltliche Vorbereitungen und Abstimmungen mit dem Animax (Bodo Lensch).

 

Workshop-Phase

 

Tag 1

Zu Anfang des Workshops steht das gegenseitiges Vorstellen von Workshopleitern und Klasse. Die Workshopleiter legen Wert darauf, daß das Projekt vor der ersten Sitzung den Schülern bereits vom Lehrkörper in Grundzügen umrissen, sowie eine pädagogisch sinnvolle Gruppenaufteilung vom Klassenlehrer vorgenommen wird.

Das Projekt, eine Radiosendung inklusive ihrer schematischen Abläufe, wird von den Workshopleitern präsentiert. Die Abläufe sind: Themenfindung, Texterstellung und Musikauswahl (in diesem Fall mittels Eigenkompositionen), Moderation, hierarchische und zeitliche Vorgaben, technische Vorgänge (Tonstudio) und Präsentationsmöglichkeiten.

Die Klasse beginnt mit Vorschlägen zum Namen des Radiosenders bzw zum Titel der Sendung und zum vorgegebenen Thema: öffentliche Lieblingsorte in Bonn: Pro Gruppe wird ein Ort zum Bearbeiten bestimmt.

 

Zurhandgabe einiger Schreibtechniken

Die Beiträge sollen möglichst in beschreibender Weise ausgeführt werden. Die Schüler erhalten eine Palette geeigneter Formen zur Wahl: Bericht, Reportage, Interview, andere dialogische Formen, recherchierte bzw fiktionalisierte Geschichten zum Ort. Die Schüler sollen beim Texten bereits bedenken, wer welche Passagen spricht: Z.B. Gemeinschaftsbericht mit Leitfaden und Einwürfen (Rollen als Passanten, Anwohner, personifizierte Orte), Reihum-Berichterstattung etc.

Was gefällt an diesem Ort? Was nicht? Was sind seine Besonderheiten? Birgt der Ort Geheimnisse? Gefahren? Gibt es ihn schon immer? Ist es ein temporärer Ort? Ist der Ort auch für andere interessant? Wird der Ort auch noch als Erwachsener für mich von Bedeutung sein? Etc.

Die Schüler beginnen die Textarbeit.

 

Tag 2 und 3

Gemeinsam mit den Schülern werden die Texte diskutiert und Korrekturen angebracht. Das Fertigstellen „sendetauglicher“ Texte erfolgt in intensiven Gesprächen mit den einzelnen Gruppen.

Nächster Schritt ist, je nach Arbeitstempo der einzelnen Gruppen, das Verfassen von Liedern und Partituren als themenverwandte musikalische Überleitungen zwischen den Wortbeiträgen. Auch hier wieder Korrekturen und Abnahme durch die Projektleiter.

Gleichzeitig wird die Orchestrierung geklärt: Wer beherrscht welches Instrument? Werden Klangkonserven benötigt? Müssen eigene Atmo-Aufnahmen hergestellt werden?

 

Tag 4 bis 8

Studio-Arbeit. Tonaufnahmen: Text und Musik. Jeweils eine Gruppe interpretiert ihre Berichte, Lieder, Kompositionen. Die Schüler werden an die Arbeit mit dem Studio-Mikrofon herangeführt und erhalten Einblick in die Möglichkeiten technischer Prozesse (z.B. Schnitt, Klangverfremdung). Die Workshop-Regie reagiert spontan und integrativ auf Unzulänglichkeiten bzw. besondere Fähigkeiten einzelner Schüler bei der Umsetzung des Materials und fördert, im gegebenen Rahmen, improvisatorisches Handeln.

 

Im Umgang mit Techniken und Geräten sollen die Schüler soviel wie möglich selbst erarbeiten können. Lässt sich beispielsweise eine Atmosphäre mit eigenen Mitteln der Musik oder durch Vokal-Laute herstellen, wurde auf die Benutzung von vorgefertigtem Material verzichtet. Neben dem Umgang mit dem vertrauten Orfschen Instrumentarium das die Kinder aus dem Musikunterricht kennen, kommt besonders ein elektronisches Percussion-Instrument, das Roland Handsonic HDP-15 zum Einsatz. Dieses Sample gestützte Instrument hat eine in mehrere Felder unterteilte Spielfläche die sensibel und ausdrucksstark reagiert, sowie einen Infrarot-Sensor der die Steuerung über Gesten erlaubt. Das HDP-15 bietet neben einer umfassende Auswahl von percussiven Klängen aus aller Welt, eine reichhaltige Auswahl an atmosphärischen Klanggebilden die vielfältig eingesetzt werden können. Das Instrument wurde von allen Schülern begeistert angenommen. Die grundlegende Handhabung ist einfach genug um von den drittklässlern sofort verstanden zu werden. Nach kurzer Einweisung waren die Kinder in der Lage sich selbstständig „ihren“ Klang auszusuchen und der Situation entsprechend einzusetzen.

 

Tag 9

Technische Bearbeitung der entstandenen Aufnahmen und Endregie. Für Grundschüler sind diese Vorgänge zu komplex, ihre Vermittlung im Rahmen des Workshops kann nur vorab mündlich und schließlich mittels des Endergebnisses, dem auf CD gebrannten Mix der Sendung erfolgen. (Nach Abschluß des Workshops diskutieren die Schüler mit ihren Lehrern die fertiggestellte Sendung im Abgleich mit ihren Erfahrungen bei den Aufnahmen. Die Schule gibt dieses Feedback an die Workshopleiter weiter.)

 

Tag 10

Präsentation vor Lehrer-, Schüler- und Elternschaft. Die Teilnehmer resümieren, was sie im Workshop erarbeitet haben und zeigen kurze Sequenzen aus diesen Vorgängen vor Publikum. Danach wird die Sendung zur Gänze von CD abgespielt. Jeder Teilnehmer erhält eine Beleg-CD.

 

Zusätzliches

Berichte und Musiken werden über den Workshop hinaus für das elektronische Stadtführer-Projekt „Audiodome“ ausgekoppelt. Die entstandene Sendung „Radio 3b - Lieblingsplätze Bonn“ wird von den Bürgerfunkstationen Radio Bonn-Rhein-Sieg und Querfunk Karlsruhe im regulären Programm ausgestrahlt. Diese Ausstrahlung im „echten“ Radio bedeutet für die Teilnehmer eine besondere Auszeichnung/Qualität.